Die Brücke am Kwai
Illustrierte Film-Bühne, Nr. 4182 
(1958)

 

Die Brücke am Kwai
(The Bridge on the River Kwai)

Eine Horizon-Produktion der Columbia in Cinemascope
Farbe von Technicolor

Regie:  David Lean

Drehbuch:  Pierre Boulle nach seinem gleichn. Roman
Architekt:  Donald M. Ashton
Prod.-Leitung:  Cecil F. Ford
Techn. Beratung:  Gen.-Major L.E.M. Perowne, CB., CBE
Kameraführung:  Peter Newbrook
Regie-Assistenz:  Gus Agosti und Ted Sturgis
Ton:  John Cox und John Mitchell
Chef-Kameramann:  Jack Hildyard, BSC
Musik (gespielt von d. "Königl. Philharm. Orchester"): Malcolm Arnold
Produkt.: Sam Spiegel

Das Buch erschien als einmalige Sonderausgabe zum Film --- ca 200 Seiten, Ganzleinen, DM 6,80 --- im Blochert Verlag Hamburg, und als rororo-Taschenbuch, DM 1,90 im Rowohlt Verlag Hamburg

Die Brücke wurde entworfen von Husband & Co., Sheffield, und gebaut von Equipment & Construction Comp., Ceylon

 

 

Die Personen u.  ihre Darsteller 

Shears:  William Holden..........................Paul Klinger
Oberst Nicholson:  Alec Guinness.......Wilhelm Borchert
Major Warden: Jack Hawkins..........Wolfgang Lukschy
Oberst Saito:  Sessue Hayakawa.........Werner Peters
Major Clipton: James Donald.....Gerd Günter Hoffmann
Leutnant Joyce:  Geoffrey Horne..............Eckart Dux
Oberst Green:  Andre Morell......Siegfried  Schürenberg
Hauptmann Reeves:  Peter Williams.....Friedrich Joloff
Major Hughes:  John Boxer............... Horst Niendorff
Grogan:  Percy Herbert.......................Franz Nicklisch
Baker: Harold Goodwin.......................... Peter Weiß
Schwester:  Ann Sears.....................Tilly Lauenstein
Hauptmann Kanematsu: Henry Okawa..Walter Bluhm
Leutnant Miura: K. Ketsumoto.............Erich Poremski
Yai:  M.R.B. Chakrabrandhu.......................Wi Bo Wo
Siamesinnen:  Vilaiwan Seeboonreaung, 
Ngamta Suphapshong, Javanart Punynchoti, 
Kannikar Dowklee

Synchronisation: Ultra-Film, Berlin
Dialogbuch: Friedrich Luft
Dialogregie: Alfred Vohrer

 

Dies ist die Geschichte einer Brücke, die von britischen Kriegsgefangenen im siamesischen Dschungel für die Japaner erbaut wurde. Sie gipfelt in den Spannungen, die aus der weltanschaulichen und geistigen Differenziertheit eines britischen Obersten und eines japanischen Lagerkommandanten erwachsen. --- Sie erzählt von Verzweiflungstaten verzweifelter Männer in verzweifelter Lage. Sie zeigt das wechselvolle Unternehmen dieses Brückenschlages und ein aller menschlichen Kraftentfaltung hohnsprechendes Schicksal, das dem hölzernen Bau letzlich beschieden war. ---  Und sie schildert ein Kommandounternehmen, das einzig in seiner genialen Planung war, einzig in seiner wagemutigen Durchführung und in der Tragweite seines Erfolges --- einzig auch in dem todesverachtenden Mut seiner Männer. --- Dies ist die Geschichte einer Brücke, die im Krieg für den Frieden gebaut wurde, und nach dem Willen ihrer Erbauer --- über Tod und Vernichtung hinaus ---  Freund und Feind in gegenseitigem Achten und Verstehen hätte zusammenführen können.

Macht geht vor Recht, und die Macht hat, im Augenblick jedenfalls, der Kommandant des japanischen Kriegsgefangenenlagers im siamesischen Dschungel. Was kümmern ihn die Satzungen der Genfer Konvention, wenn er Anweisung hat, bis zu einem festgesetzten Zeitpunkt eine strategisch wichtige Brücke über den Kwai-Fluß bauen zu lassen. --- Und so befielt er, als der britische Oberst Nicholson mit seinem zerschlagenen Regiment in die Kriegsgefangenschaft des Lagers einmarschiert ist, daß auch  Nicholson und seine Offiziere Arbeit leisten müssen. Nicholson aber,  ein Soldat alter Schule, fest in der Tradition soldatischer Ausbildung verhaftet, lehnt diesen Befehl unter begründetem Hinweis auf die Genfer Gesetzte entschieden und mit allem Stolz seiner Offizierswürde ab. Da schlägt ihm Kommandant Saito brutal ins Gesicht und lässt ihn mitsamt seinen Offizieren einsperren.

Die britischen Soldaten indessen müssen unter Leitung japanischer Ingenieure mit dem Bau der Brücke beginnen. Doch die Mannschaften murren, die Arbeit geht nur schleppend voran und wird oft genug hintertrieben. --- Die Offiziere liegen eingepfercht in Wellblechschuppen unter brennender Sonne, ohne Nahrung, ohne Wasser.  Oberst Nicholson schmachtet in Einzelhaft. Mehrmals wird er dem japanischen Kommandanten vorgeführt. Doch er lehnt jede Arbeitsleistung seiner Offiziere ab.  Saito tobt, schäumt, er rechnet sich aus, daß der Brückenbau nicht bis zum gesteckten Zeitpunkt fertig sein wird. Er fürchtet den Zorn seiner Vorgesetzten, er weiß daß er Harakiri, den vorgeschriebenen ritualen Selbstmord, verüben muss, wenn er nicht in der Lage war, einen Befehl auszuführen.

Nicholson erkennt diese Schwäche des Japaners und unterbreitet ihm in listiger Beredsamkeit seinen Plan: wenn er und seine Offiziere, darunter erfahrene Brückenbauer mit jahrelanger Tropenerfahrung die Leitung ihrer Soldaten wieder zu übernehmen,  wird bis zum festgesetzten Tag, das garantiert er, der Brückenschlag vollzogen sein. Saito ist geschlagen, aber er wahrt sein Gesicht. Erst am Jahrestag des japanischen Sieges über Russland im Japanisch-Russischen Krieg 1905 amnestiert er die gefangenen Offiziere.

Die Freilassung Nicholsons und seiner Offiziere ist ein wahrer Triumph, auf den Schultern wird der Oberst von seinen Männern durch das Lager getragen und gefeiert.

In einer Lagerbesprechung am nächsten Tag mit den japanischen Ingenieuren reißt Nicholson die volle Befehlsgewalt an sich. Er bestimmt den Plan, er umreißt den Ablauf des Baues. Saito, geschlagen und in die Rolle des Weisungsempfängers gedrängt, fügt sich, weil er nicht den Termin der Fertigstellung gefährden will.

 

Unter Leitung ihrer Offiziere gehen nun die englischen Soldaten mit Feuereifer an die Arbeit. Nicholson reißt sie alle durch seinen Elan und seine Energie mit. Er ist gewillt, eine Brücke zu erstellen, von der in späteren Jahren, wenn einmal der Krieg zuende ist, jeder erzählen wird, daß ein britisches Regiment sie gebaut hat. Er will eine Brücke für den Frieden bauen, es geht ihm nicht lediglich darum, seine Männer zu beschäftigen, er will etwas Bleibendes schaffen.

Doch ein Ereignis, das sich in den ersten Tagen nach der Ankunft des britischen Regiments zutrug, soll dem ganzen Geschehen einen anderen Verlauf geben. In den Unruhen jener Tage war einem amerikanischen Seemann, der sich im Lager als Marineoffizier ausgegeben hatte, die Flucht aus der Gefangenschaft gelungen. Er hatte sich unter unsäglichen Strapazen durch den Dschungel bis nach Ceylon durchgeschlagen und war dort in einem englischen Lazarett gesund gepflegt worden. Doch bevor er nach Amerika zurückkehren konnte, hatte man ihn, freilich gegen seinen Willen, überredet, an einem Kommandounternehmen teilzunehmen. Das britische Hauptquartier hatte von dem Brückenbau Kenntnis erhalten und musste unter allen Umständen die Errichtung dieser strategisch wichtigen Verbindung über den Fluß verhindern. Der amerikanische Seemann  war der einzige, der aus eigener Kenntnis des Lagers den Trupp führen konnte. Aufgabe und Ziel war, die Brücke zu sprengen, ohne Rücksicht auf Verluste.

So springt der besonders ausgebildete Trupp, ein britischer Offizier, der Amerikaner Shears und ein junger Freiwilliger, weit über feindlichem Gebiet ab und kämpft sich durch den Dschungel an die Brücke heran. Um ein Haar wäre das ganze Unternehmen gescheitert, als der junge Freiwillige im Dickicht plötzlich einem feindlichen Späher gegenüberstand und es  nicht fertig brachte, dem Japaner, beinahe einem Kind noch wie er selbst, das Messer in die Brust zu stoßen. Der erfahrene Offizier springt kaltblütig und rettend hinzu.

Im Schatten der Nacht gelangt der Trupp bis zur Brücke. Shears und der Junge schwimmen mit ihren Sprengladungen an die Pfeiler der Brücke heran und verlegen die Zündschnüre. Am Morgen, wenn planmäßig der erste Feindzug über die Brücke rollt, soll gesprengt werden.

In der gleichen Nacht feiern die englischen Soldaten mit ihrem Kommandeur die Vollendung der Brücke, nach der gleichen Nacht treffen sich im Morgengrauen auf der Brücke der japanische Oberst Saito und Colonel Nicholson, Sieger und Besiegter --- oder umgekehrt, je nachdem, wie man die Kräfteverhältnisse zwischen diesen weltanschaulich und geistig so differenzierten Männern jetzt deuten mag. Sie warten beide auf den ersten Zug, auf die Einweihung der Brücke. Sie sind sich menschlich nähergekommen. Saito hat viel von seinem starrköpfigen Eigensinn, von dem brutalen Machtempfinden des Siegers verloren. Nicholson hat ihn gelehrt, daß es keine lohnendere Aufgabe gibt als aufzubauen, Werte zu schaffen --- sogar im Krieg. --- Da entdeckt plötzlich der Engländer im Strom, der über Nacht zurückgegangen ist, die Drähte zur elektrischen Sprengladung. Voller Erregung und in erwachender Furcht, daß sein Werk zerstört werden könne, dessen strategischen Wert für den Feind er in seiner augenblicklichen Verblendung nicht mehr sieht, geht Nicholson zusammen mit Saito der Spur im trockenen Flußbett nach. In der Ferne pfeift bereits die Lokomotive des ersten Zuges.

Gebannt und verzweifelt vor Wut verfolgen die Männer des Kommandotrupps aus ihren Verstecken das unbegreifliche Tun des Obersten. Ihr Einsatz war vergebens, wenn Nicholson den Mann am Sprengkasten entdeckt, bevor er beim Passieren des Zuges die Brücke sprengen kann. Doch in diesem Augenblick wächst auch der Junge über sich hinaus, er springt den beiden Offizieren entgegen, bohrt dem Japaner tief das Messer in die Brust. Aber immer noch verkennt Nicholson die wahren Hintergründe, immer noch lehnt er sich gegen die Sprengung der Brücke auf und greift den Jungen an. Zu spät hastet Shears aus seinem Versteck jenseits des Flusses hinzu. Im Granatwerfer --- und Gewehrfeuer der inzwischen aufmerksam gewordenen japanischen Bewachungssoldaten stürzt er tot zu Boden…  

Durch eine Kugel stürzt auch der britische Oberst --- und erst das Sterben nimmt ihm den Schleier der Verblendung von den Augen, erst im Sterben erkennt er, welchen Fehler er begangen hätte --- er gibt mit verlöschender Kraft seinem Körper eine Drehung und fällt über dem Auslösehebel des Zündkastens zusammen…  

 

 

Das Pfeiffen der Lokomotive vermischt sich mit einer donnernden Explosion, mit dem krachenden Bersten der hölzernen Brücke, mit dem Ächzen von Blech und Stahl, mit dem Schreien von Menschen. Eine Fontäne von Rauch, splitternden Teilen, Wasser und Dampf steigt über dem Dschungel hoch, fällt rauschend zusammen, zurück in den Fluß, alles unter sich begrabend, Lebenswillen und Ängste, Pläne, Wünsche, Eitelkeiten…

Dies ist die Geschichte einer Brücke, die im Kriege gebaut wurde und die --- über Tod und Vernichtung hinaus --- Freund und Feind hätte zusammenführen können. Aber der Krieg, das harte, sinnlose Gesetz des Krieges, durfte ihren Sinn nicht erkennen, musste sie wieder zerstören…